Wir können Prävention nur gemeinsam gestalten

Wie das EUPC-Qualifizierungsprogramm dafür eine Grundlage schafft

Sophia Alt im Interview mit Mario Jansen, einem Präventionsberater aus Hannover

Wir können Prävention nur gemeinsam gestalten

Wie das EUPC Qualifizierungsprogramm dafür eine Grundlage schafft

Sophia Alt im Interview mit Mario Jansen, einem Präventionsberater aus Hannover

Mario Jansen ist Präventionsberater u.a. mit dem Schwerpunkt Prävention in Schulen und kommunalen Netzwerken und engagiert sich vielfältig, zum Beispiel im „WIRkt! – Fachverbund für kommunale Prävention in Niedersachsen“. Im Interview spricht er darüber, welche Vision ihn in seiner Arbeit antreibt.

Sophia Alt: Hallo Herr Jansen, vielen Dank für Ihre Bereitschaft für ein Interview. Können Sie mir erzählen, warum Sie sich dafür entschieden haben, im Bereich der Prävention tätig zu werden?

Mario Jansen: Nach meiner Ausbildung zum Industriekaufmann wollte ich ein Studium beginnen, war mir aber nicht sicher, ob ich Betriebswirtschaftslehre oder Soziale Arbeit studieren soll. Ich habe mich entschieden, mich auszuprobieren und einen Praktikumsplatz in Hamburg in einem Heim für Obdachlose Drogenabhängige gefunden. So bin ich also von meinem kleinen Dorf in die große Stadt um mit obdachlosen Drogenabhängigen zu arbeiten. Das hat mein Leben verändert. Seitdem möchte ich Menschen stärken und habe mich für das Studium der Sozialen Arbeit entschieden.

Die Zerstückelung der Prävention

Sophia Alt: Was treibt Sie in Ihrer Arbeit an?

Mario Jansen: Schon in meinen ersten Jahren als Schulsozialarbeiter Anfang der 2000er wurde mir klar, dass Prävention, so wie sie ist, nicht wirklich funktionieren kann. Oft kamen Präventionseinrichtungen nach vielen umständlichen Absprachen und Vorbereitungen an die Schule und haben dann für ein oder zwei Tage mit ein paar Klassen gearbeitet. Dabei wurden oft ähnlichen Konzepten und Übung gebraucht, allerdings immer neue Schwerpunkte wie z.B. Sucht, Gewalt, Kriminalprävention, Schulverweigerung usw. gesetzt. Ich nenne das, die „Zerstückelung der Prävention“!

Seither versuche ich meinen Beitrag zu leisten, dass Prävention sich wieder auf das wesentliche konzentriert: Strukturen und Systeme zu schaffen, die Menschen an der Basis stärken und sie auf die Herausforderungen in ihren Leben vorbereiten.

Eine gemeinsame Sprache vereinfacht die Zusammenarbeit

Sophia Alt: Sie haben 2021 am EUPC-Qualifizierungsprogramm teilgenommen. Welche Impulse haben Sie für sich mitnehmen können?

Mario Jansen: Es ergibt keinen Sinn, Prävention „mit der Gießkanne“ zu machen und mal hier ein Programm in einer Schule und da ein Programm in einem Kindergarten anzuordnen.  Stattdessen gilt es, Kommunen und Bildungseinrichtungen zu befähigen, gute Erziehung und damit gute Prävention vor Ort umzusetzen. Dies können wir nur gemeinsam gestalten.

Durch das Qualifizierungsprogramm lernen Präventionsakteure, das „große Ganze“ zu sehen und
eine gemeinsame Sprache zu sprechen. Das vereinfacht die Zusammenarbeit.

Kommunen unterstützen Einrichtungen bei Ihrem Erziehungsauftrag

Sophia Alt: Wie sähe eine Gesellschaft aus, in der gute Prävention gängige Praxis ist?

Mario Jansen: Kinder würden dazu erzogen, sich auszuprobieren um ihre Grenzen kennen zu lernen, zu benennen und deren Einhaltung einzufordern. Sie würden aber auch angehalten, die Grenzen des anderen zu respektieren und eigenes Fehlverhalten wieder gut zu machen.  Pädagogen würden entsprechend ausgebildet werden und in Einrichtungen gäbe es sowohl den Auftrag als auch die Ressourcen dafür. Dabei würden Einrichtungen von den Kommunen und deren Beratern aktiv unterstützt.

Sophia Alt: Vielen Dank für das Gespräch und für Ihre Zeit !