Dieser Artikel vergleicht zwei prominente Ansätze integrierter kommunaler Präventionsstrategien: Communities That Care (CTC) und Präventionsketten. Beide Konzepte zielen darauf ab, auf kommunaler Ebene verschiedene Akteure und Angebote zu vernetzen, um Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung ganzheitlich zu fördern und Problemverhalten vorzubeugen. Der Vergleich umfasst theoretische Grundlagen, Vorgehensweisen, Wirksamkeitsnachweise sowie spezifische Stärken und Herausforderungen beider Ansätze. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei den Aspekten der Armutssensibilität, der lebenslaufumfassenden Perspektive, der Partizipation und der Familieneinbindung gewidmet.

1. Einleitung

In den letzten Jahrzehnten hat sich in der Präventionsforschung und -praxis die Erkenntnis durchgesetzt, dass komplexe Problemlagen wie Kinder- und Jugenddelinquenz, Substanzmissbrauch oder psychische Auffälligkeiten nicht durch isolierte Einzelmaßnahmen, sondern nur durch umfassende, integrierte Ansätze wirksam angegangen werden können (Hawkins et al., 2002). Zwei prominente Konzepte, die diesen Anspruch verfolgen, sind „Communities That Care“ (CTC) und die „Präventionskette“. Beide zielen darauf ab, auf kommunaler Ebene verschiedene Akteure und Angebote zu vernetzen, um Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung zu fördern. Communities That Care betont zusätzlich die Vorbeugung von Problemverhalten.

Dieser Artikel vergleicht die beiden Ansätze hinsichtlich ihrer konzeptionellen Grundlagen, Vorgehensweisen und Wirksamkeitsnachweise. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Frage, inwiefern es sich jeweils um integrierte kommunale Präventionsstrategien handelt. Abschließend werden die spezifischen Vorteile und Herausforderungen beider Ansätze herausgearbeitet.

2. Communities That Care als integrierte kommunale Präventionsstrategie

Communities That Care wurde in den 1980er Jahren von J. David Hawkins und Richard F. Catalano an der University of Washington entwickelt (Hawkins et al., 2002). Das Konzept basiert auf dem Social Development Model, einer integrativen Theorie zur Erklärung prosozialen und problematischen Verhaltens von Kindern und Jugendlichen (Catalano & Hawkins, 1996).

2.1 Theoretische Grundlagen

Das Social Development Model integriert Erkenntnisse aus der Kontrolltheorie, der sozialen Lerntheorie und der differentiellen Assoziationstheorie. Es postuliert, dass Kinder und Jugendliche dann prosoziales Verhalten entwickeln, wenn sie 1) Gelegenheiten für eine sinnvolle Beteiligung in Familie, Schule und Gemeinwesen erhalten, 2) die nötigen Fähigkeiten zur Beteiligung besitzen und 3) für ihr Engagement Anerkennung erfahren. Dies führt zu einer Bindung an prosoziale Andere und zur Übernahme prosozialer Normen, was wiederum prosoziales Verhalten fördert. Umgekehrt kann eine Bindung an Personen mit problematischen Verhaltensweisen zur Übernahme entsprechender Normen und Verhaltensweisen führen (Catalano & Hawkins, 1996).

2.2 Vorgehen

Auf Basis dieser theoretischen Grundlage verfolgt Communities That Care einen systematischen, datengestützten Ansatz zur kommunalen Prävention (Hawkins et al., 2008):

  1. Mobilisierung der Gemeinde: Schlüsselpersonen aus verschiedenen Bereichen (z.B. Verwaltung, Schulen, Jugendhilfe, Polizei, Gesundheitswesen) werden für eine Zusammenarbeit gewonnen.
  2. Aufbau einer Steuerungsgruppe: Ein Lenkungsausschuss und Arbeitsgruppen werden gebildet.
  3. Erstellung eines Gemeindeprofils: Mit Hilfe von Schüler-Befragungen und anderen Datenquellen werden Problemverhaltensweisen sowie Risiko- und Schutzfaktoren in der Gemeinde erfasst.
  4. Priorisierung: Auf Basis der Daten werden Schwerpunkte für die Prävention festgelegt.
  5. Auswahl evidenzbasierter Programme: Aus einer Datenbank bewährter Präventionsprogramme werden passende Maßnahmen ausgewählt.
  6. Implementierung und Evaluation: Die Programme werden umgesetzt und ihre Wirksamkeit überprüft.

Dieser Prozess wird in einem Zyklus von etwa 2-5 Jahren wiederholt.

2.3 Integrierter Ansatz

Communities That Care kann als integrierte kommunale Präventionsstrategie bezeichnet werden, da es:

  • verschiedene Akteure und Sektoren (Verwaltung, Bildung, Jugendhilfe, Gesundheit etc.) einbezieht und vernetzt,
  • auf verschiedenen Ebenen ansetzt (Individuum, Familie, Schule, Gemeinwesen),
  • unterschiedliche Risiko- und Schutzfaktoren adressiert,
  • verschiedene Problemverhaltensweisen in den Blick nimmt,
  • evidenzbasierte Programme aus unterschiedlichen Bereichen kombiniert,
  • einen langfristigen, systematischen Prozess verfolgt.

2.4 Armutssensibilität

Ein wichtiger Aspekt des CTC-Ansatzes ist seine Armutssensibilität. CTC erkennt an, dass sozioökonomische Ungleichheiten erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung von Jugendlichen haben können. Der Ansatz umfasst daher Maßnahmen, die darauf abzielen, strukturelle Barrieren wie Armut und Gesundheitsdisparitäten zu überwinden.

Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie ist die Förderung von Schutzfaktoren, die den negativen Einfluss sozioökonomischer Benachteiligungen minimieren können. CTC betont die Bedeutung einer umfassenden Gemeinschaftsbeteiligung, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse aller Jugendlichen, insbesondere der am stärksten gefährdeten, berücksichtigt werden.

Die Flexibilität des CTC-Modells ermöglicht es, den Ansatz an die spezifischen Herausforderungen und Stärken der jeweiligen Gemeinschaft anzupassen. Dies ist besonders wichtig in Gemeinschaften mit unterschiedlichen sozialen und ethnischen Zusammensetzungen. CTC verfolgt einen universellen Ansatz, um Stigmatisierung zu vermeiden und die gesamte Gemeinschaft zu erreichen.

2.5 Lebenslaufumfassende Perspektive

CTC integriert eine lebenslaufumfassende Perspektive, die die Entwicklung von der Geburt bis ins junge Erwachsenenalter umfasst. Diese umfassende Sichtweise ist entscheidend für die Schaffung nachhaltiger positiver Verhaltensmuster und langfristiger Erfolge in der Jugend.

Der Ansatz betont die Notwendigkeit frühzeitiger Interventionen und wird durch die Anwendung des Social Development Strategy (SDS) Modells unterstützt. Die im Rahmen von CTC eingesetzten Maßnahmen sind so strukturiert, dass sie von der frühen Kindheit bis zum Übergang ins Erwachsenenalter spezifische Bedarfe und Herausforderungen ansprechen.

2.6 Partizipation und Schutzfaktoren

CTC legt großen Wert auf die Partizipation von Jugendlichen und die Förderung von Schutzfaktoren. Der Ansatz betont die aktive Beteiligung von Jugendlichen an Gemeinschaftsprozessen und Entscheidungsfindungen, was durch die Schaffung von Möglichkeiten zur prosozialen Beteiligung und durch Anerkennung unterstützt wird.

Schutzfaktoren wie emotionale und soziale Kompetenz, Selbstwirksamkeit und der Glaube an eine positive Zukunft sind wesentliche Elemente, die Jugendliche vor riskantem Verhalten schützen und ihre Resilienz stärken.

3. Die Präventionskette als integrierte kommunale Strategie

Das Konzept der Präventionskette wurde in Deutschland entwickelt und wird seit den 2000er Jahren in verschiedenen Kommunen umgesetzt. Es zielt darauf ab, Kinder und Jugendliche von der Geburt bis zum Berufseinstieg lückenlos zu fördern und zu unterstützen.

3.1 Definition und Zielsetzung

Präventionsketten werden als integrierte kommunale Gesamtstrategien bezeichnet, die die vielfältigen fördernden und unterstützenden Angebote zur Gesundheitsförderung und Prävention strategisch und zielorientiert aufeinander abstimmen. Sie sind als Strukturansatz zu verstehen und darauf ausgerichtet, ein umfassendes und tragfähiges Netz von Unterstützung, Beratung und Förderung unter Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und Familien auf kommunaler Ebene zu entwickeln (Richter-Kornweitz, Holz & Kilian, 2023).

Ziel der Zusammenarbeit ist es, die Teilhabechancen aller jungen Menschen für ein gelingendes Aufwachsen zu fördern, mit umfassenden Chancen auf Bildung, Gesundheit und monetär-materieller sowie sozio-kultureller Teilhabe für alle. Dies gilt insbesondere für jene, die in Armutslagen aufwachsen, um dabei den langfristigen Folgen fehlender Teilhabechancen gemeinsam, abgestimmt und wirksam entgegenzutreten.

3.2 Theoretische Grundlagen

Die Präventionskette basiert nicht auf einer spezifischen Theorie, sondern integriert verschiedene Ansätze aus Gesundheitsförderung, Pädagogik und Sozialarbeit. Zentrale Prinzipien sind:

  • Lebensverlaufsperspektive: Förderung über alle Lebensphasen hinweg
  • Sozialraumorientierung: Einbezug des Lebensumfelds
  • Ressourcenorientierung: Stärkung von Schutzfaktoren
  • Partizipation: Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und Familien

Konzeptionell knüpfen Präventionsketten an zentrale Konzepte der Gesundheitsförderung und der Sozialen Arbeit an. Grundlegend sind das Modell der sozialen Determinanten der Gesundheit, die salutogenetische Perspektive, der Ansatz der Lebenslagen und Lebensphasen sowie das Präventionsverständnis zur Bearbeitung sozialer Probleme (Holz & Mitschke, 2018; Holz, 2021).

3.3 Vorgehen

Der Aufbau einer Präventionskette verläuft in der Regel wie folgt (Richter-Kornweitz & Utermark, 2013):

  1. Politischer Beschluss zur Einführung einer Präventionskette
  2. Einrichtung einer Koordinierungsstelle
  3. Aufbau einer Steuerungsgruppe mit relevanten Akteuren
  4. Bestandsaufnahme vorhandener Angebote
  5. Identifikation von Lücken und Entwicklung neuer Angebote
  6. Vernetzung der Angebote entlang der Altersphasen
  7. Sicherung von Übergängen zwischen Lebensphasen und Institutionen
  8. Kontinuierliche Weiterentwicklung

3.4 Integrierter Ansatz

Auch die Präventionskette stellt eine integrierte kommunale Strategie dar, da sie:

  • Akteure aus verschiedenen Bereichen einbezieht,
  • den gesamten Lebensverlauf in den Blick nimmt,
  • verschiedene Handlungsfelder (Gesundheit, Bildung, Soziales) verknüpft,
  • Angebote aufeinander abstimmt und Übergänge gestaltet,
  • sowohl universelle als auch zielgruppenspezifische Maßnahmen umfasst,
  • auf eine langfristige strukturelle Verankerung abzielt.

4. Vergleich der beiden Ansätze

Communities That Care und Präventionsketten weisen als integrierte kommunale Strategien viele Gemeinsamkeiten auf. Beide verfolgen einen umfassenden, sektorenübergreifenden Ansatz zur Förderung des gesunden Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen. Sie setzen auf Vernetzung und Kooperation verschiedener Akteure und zielen auf eine langfristige Verankerung von Prävention in kommunalen Strukturen ab.

Es gibt jedoch auch einige Unterschiede:

4.1 Theoretische Fundierung

Communities That Care basiert auf einer spezifischen, empirisch fundierten Theorie (Social Development Model). Die Präventionskette integriert verschiedene theoretische Ansätze, ohne sich auf ein bestimmtes Modell festzulegen.

4.2 Datennutzung

Communities That Care setzt stark auf die systematische Erhebung und Nutzung von Daten zur Bedarfsermittlung und Evaluation. Dabei kommen validierte Messinstrumente zum Einsatz. Die erfassten Risiko- und Schutzfaktoren stammen aus längsschnittlichen Untersuchungen und haben einen hohen Vorhersagewert. Bei Präventionsketten wird Datennutzung weniger betont, obwohl auch hier Bedarfs- und Bedürfniserhebungen durchgeführt werden.

4.3 Programmauswahl

Communities That Care greift auf eine Datenbank evidenzbasierter Programme zurück, in Deutschland bekannt als „Grüne Liste Prävention“. Bei Präventionsketten gibt es keine vergleichbare systematische Programmauswahl, sondern eine stärkere Orientierung an vorhandenen lokalen Angeboten und Strukturen.

4.4 Evaluation

Die Wirksamkeit von Communities That Care wurde in mehreren Evaluationen, einschließlich längsschnittlicher Studien, nachgewiesen. Für Präventionsketten gibt es bislang keine vergleichbaren Wirksamkeitsnachweise, allerdings wird zunehmend an Evaluationskonzepten gearbeitet.

4.5 Armutssensibilität und Lebenslaufperspektive

Sowohl CTC als auch Präventionsketten legen Wert auf Armutssensibilität und eine lebenslaufumfassende Perspektive. CTC zeichnet sich durch einen besonders strukturierten Ansatz zur Überwindung sozioökonomischer Barrieren aus.

4.6 Partizipation und Familieneinbindung

Beide Ansätze betonen die Bedeutung von Partizipation und Familieneinbindung. CTC setzt auf spezifische Programme zur Förderung elterlicher Kompetenzen, während Präventionsketten einen stärkeren Fokus auf die generelle Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und Familien bei der Angebotsentwicklung legen.

5. Spezifische Vorteile und Herausforderungen

5.1 Vorteile von Communities That Care

  • Wissenschaftliche Fundierung: Die eindeutige theoretische Ausrichtung und empirische Absicherung erleichtert eine zielgerichtete und wirkungsorientierte Umsetzung.
  • Strukturiertes Vorgehen: Der standardisierte CTC-Prozess bietet Kommunen eine hilfreiche Orientierung und erleichtert die Implementierung.
  • Datengestützter Ansatz: Die systematische Datenerhebung ermöglicht eine bedarfsorientierte Planung, Transparenz, kontinuierliches Monitoring und Evaluation.
  • Evidenzbasierte Programmauswahl: Die Nutzung einer Datenbank mit evaluierten Präventionsprogrammen erhöht die Wahrscheinlichkeit wirksamer Maßnahmen.
  • Fokussierung und Priorisierung: Die Konzentration auf spezifische Risiko- und Schutzfaktoren ermöglicht eine gezielte Ressourcenallokation.
  • Nachgewiesene Wirksamkeit: Randomisierte kontrollierte Studien belegen die Effektivität und Kosteneffizienz des Ansatzes.
  • Armutssensibilität: CTC bietet einen strukturierten Ansatz zur Überwindung sozioökonomischer Nachteile.
  • Partizipative Ausrichtung: CTC fördert die aktive Beteiligung von Jugendlichen an Gemeinschaftsprozessen und Entscheidungsfindungen durch die Schaffung von Möglichkeiten zur prosozialen Beteiligung und Anerkennung. Dies stärkt das Engagement und die Identifikation der Jugendlichen mit ihrer Gemeinschaft. Die CTC-Schülerbefragung gibt allen Kindern und Jugendlichen in der Kommune die Gelegenheit zur Datenbasis beiztutragen, auf deren Grundlage Maßnahmen ausgerichtet werden.

5.2 Vorteile von Präventionsketten

  • Flexibilität und lokale Anpassungsfähigkeit: Der Ansatz ermöglicht es Kommunen, schrittweise vorzugehen und an bestehende Strukturen anzuknüpfen.
  • Starker Fokus auf Übergänge: Die besondere Beachtung von Übergängen zwischen Lebensphasen und Institutionen fördert kontinuierliche Unterstützung.
  • Breiter Teilhabebegriff: Neben Gesundheit werden auch Bildung sowie materielle und soziokulturelle Teilhabe in den Blick genommen.
  • Armutssensibilität: Der Ansatz legt besonderen Wert auf die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in Armutslagen.
  • Partizipative Ausrichtung: Die Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und Familien bei der Angebotsentwicklung wird stark betont.

5.3 Gemeinsame Herausforderungen

  • Sicherstellung langfristiger politischer und finanzieller Unterstützung: Die Umsetzung beider Ansätze erfordert ein langfristiges Engagement, das über Legislaturperioden hinausgeht.
  • Überwindung von Ressort- und Sektorengrenzen: Die ressort- und sektorübergreifende Zusammenarbeit stellt hohe Anforderungen an Koordination und Kommunikation.
  • Entwicklung einer gemeinsamen Handlungsorientierung: Trotz unterschiedlicher Fachlogiken und Interessen muss eine gemeinsame Zielsetzung entwickelt werden.
  • Kontinuierliche Anpassung an sich ändernde Bedarfe und Rahmenbedingungen: Beide Ansätze müssen flexibel auf Veränderungen reagieren können.
  • Sicherstellung einer wirksamen Koordination und Steuerung: Die Komplexität der Netzwerke erfordert ein professionelles Management.
  • Evaluation und Nachweis der Wirksamkeit: Die Messung langfristiger Effekte auf kommunaler Ebene ist methodisch anspruchsvoll.
  • Einbindung und Motivation aller relevanten Akteure: Die kontinuierliche Beteiligung aller wichtigen Partner über einen langen Zeitraum ist herausfordernd.
  • Balancierung zwischen Standardisierung und lokaler Anpassung: Es gilt, ein Gleichgewicht zwischen klaren Strukturen und der Berücksichtigung lokaler Besonderheiten zu finden.

6. Diskussion und Schlussfolgerungen

Sowohl Communities That Care als auch Präventionsketten stellen vielversprechende Ansätze für eine integrierte kommunale Präventionsstrategie dar. Beide zielen darauf ab, verschiedene Akteure zu vernetzen und Kinder und Jugendliche ganzheitlich zu fördern.

Communities That Care zeichnet sich durch seine jahrzehntelange wissenschaftliche Absicherung, den strukturierten Prozess und vor allem den konsequent datengestützten Ansatz aus. Dies erleichtert eine zielgerichtete, bedarfsorientierte und wirkungsvolle Umsetzung von Prävention und Gesundheitsförderung. Die nachgewiesene Wirksamkeit macht Communities That Care zu einer attraktiven Option für Kommunen, die evidenzbasiert vorgehen möchten.

Die Präventionskette hat den Vorteil einer größeren Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an lokale Gegebenheiten. Sie ermöglicht es Kommunen, schrittweise vorzugehen und an bestehende Strukturen anzuknüpfen. Der lebensverlaufsbezogene Ansatz und die stärkere Betonung von Partizipation sind weitere Stärken dieses Konzepts.

Für die Weiterentwicklung kommunaler Präventionsstrategien in Deutschland wäre eine Synthese beider Ansätze vielversprechend. Eine solche Synthese könnte folgende Elemente umfassen:

  1. Stärkere Datenorientierung in Präventionsketten, ohne die Flexibilität des Ansatzes zu verlieren
  2. Integration des breiten Teilhabebegriffs in Communities That Care
  3. Entwicklung eines gemeinsamen Evaluationsrahmens, der sowohl standardisierte als auch kontextspezifische Indikatoren berücksichtigt
  4. Stärkere Betonung der Partizipation von Kindern, Jugendlichen und Familien in Communities That Care
  5. Ausbau der lebenslaufumfassenden Perspektive im Sinne der Nationalen Präventionsziele (Gesund aufwachsen, Gesund leben und arbeiten, Gesund im Alter)

Für eine erfolgreiche Umsetzung integrierter kommunaler Präventionsstrategien sind förderliche Rahmenbedingungen nötig, etwa ausreichende Ressourcen, politische Unterstützung und geeignete Governancestrukturen auf kommunaler Ebene. Die Erfahrungen aus beiden Ansätzen zeigen, dass eine kontinuierliche, hauptamtliche Koordination, klare politische Mandate und die Einbindung aller relevanten Akteure zentrale Erfolgsfaktoren sind.

Weitere Forschung sollte die langfristigen Wirkungen und Erfolgsfaktoren integrierter kommunaler Präventionsstrategien untersuchen. Zudem wäre es wichtig, Implementierungsprozesse und Gelingensbedingungen in verschiedenen kommunalen Kontexten zu analysieren. Dies könnte dazu beitragen, beide Ansätze weiterzuentwickeln und ihre Verbreitung zu fördern.

Letztlich geht es darum, Kommunen dabei zu unterstützen, nachhaltige Strukturen für eine wirksame Prävention und Gesundheitsförderung aufzubauen. Integrierte Ansätze wie Communities That Care und Präventionsketten bieten dafür eine vielversprechende Grundlage. Ihr Potenzial sollte durch kontinuierliche Weiterentwicklung, Evaluation und Anpassung an lokale Bedingungen bestmöglich ausgeschöpft werden, um allen Kindern und Jugendlichen faire Chancen auf ein gesundes und gelingendes Aufwachsen zu ermöglichen.

Literaturverzeichnis

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Holz, G. & Mitschke, C. (2018). Kommunale Prävention als Fachkonzept und Gesamtstrategie für eine kindorientierte Armutsprävention. In G. Holz, A. Richter-Kornweitz, & C. Wüstendörfer (Hrsg.), Armut und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (S. 283-302). Beltz Juventa.

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