In der sich stetig weiterentwickelnden Landschaft der Entwicklungsförderung und Gewaltprävention bei jungen Menschen gewinnt die „Evidenzbasierung“ zunehmend an Bedeutung. Ein kürzlich im „forum kriminalprävention“ (Ausgabe 2/2024) erschienener Artikel von Frederik Tetzlaff, Katharina Bremer, Ricarda Brender und Frederick Groeger-Roth stellt ein digitales Angebot vor, das darauf abzielt, Fachkräften den Zugang zu und die Umsetzung von evidenzbasierten Präventionsstrategien zu erleichtern: den WegweiserGrüneListe.

Dieser Blogbeitrag fasst die Kernpunkte des Artikels zusammen und beleuchtet die Relevanz dieses neuen Werkzeugs für Praktiker in den Bereichen Prävention, Gesundheitsförderung und Soziale Arbeit.

Haupterkenntnisse

1. Bündelung evidenzbasierter Präventionsangebote

Der WegweiserGrüneListe, entwickelt von der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK) in Kooperation mit dem Landespräventionsrat Niedersachsen (LPR), stellt eine Weiterentwicklung des Wegweiser Prävention dar. Das Portal bündelt erstmals Informationen und Unterstützungsmaterialien für den gesamten Prozess evidenzbasierter Präventionspraxis an einem zentralen Ort.

Tetzlaff et al. (2024) betonen, dass die bisherige Fragmentierung von Online-Angeboten im Bereich Prävention oft zu Verwirrung und Ineffizienz in der praktischen Anwendung führte. Der WegweiserGrüneListe adressiert dieses Problem, indem er geprüfte und bewährte Angebote neu verknüpft und benutzerfreundlich bereitstellt.

2. Nutzerzentrierter Ansatz

Ein zentraler Aspekt des Portals ist sein nutzerzentrierter Ansatz. Die Autoren beschreiben eine umfassende Bedarfsanalyse, die der Entwicklung des WegweiserGrüneListe vorausging. Durch qualitative Methoden wie Interviews und Fokusgruppen mit Akteuren aus verschiedenen Settings (Kommune, Schule, Kita) wurde der tatsächliche Bedarf in der Praxis ermittelt.

Die Analyse ergab einen vierstufigen Entscheidungsprozess, den Praktiker typischerweise durchlaufen:

  1. Bedarf (er)kennen
  2. Recherchen durchführen
  3. Passende Maßnahmen auswählen
  4. Maßnahmen implementieren

Der WegweiserGrüneListe wurde gezielt entwickelt, um Unterstützung in allen diesen Phasen zu bieten.

3. Strukturierte Informationsbereitstellung

Das Portal gliedert sich in vier Hauptbereiche, die den identifizierten Bedarfen entsprechen:

a) Bedarfsermittlung: Hier finden Nutzer Informationen und Hilfsmaterialien zur strukturierten Ermittlung ihres akuten Präventionsbedarfs.

b) Programmsuche: In Kooperation mit dem LPR und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wurde eine intuitive Suchmaske entwickelt. Sie ermöglicht es Nutzern, passgenau und bedarfsgerecht Programme aus der „Grünen Liste Prävention“ zu finden – einer Datenbank evidenzbasierter Präventionsprogramme.

c) Implementierung: Dieser Bereich bietet praktische Informationen und Materialien zur strukturierten und nachhaltigen Umsetzung von Präventionsprogrammen.

d) Fort- und Weiterbildung: Hier werden DFK-Angebote zur Qualifizierung von Präventionsakteuren gebündelt dargestellt.

Praktische Implikationen für Fachkräfte

  1. Effizientere Entscheidungsfindung: Der WegweiserGrüneListe ermöglicht es Fachkräften, den gesamten Prozess von der Bedarfsermittlung bis zur Implementierung evidenzbasierter Programme effizienter zu gestalten. Die strukturierte Bereitstellung von Informationen und Werkzeuge an einem zentralen Ort spart Zeit und Ressourcen im oft hektischen Arbeitsalltag.
  2. Qualitätssicherung in der Präventionsarbeit: Durch den Fokus auf evidenzbasierte Programme und die Bereitstellung geprüfter Informationen trägt das Portal zur Qualitätssicherung in der Präventionsarbeit bei. Fachkräfte können sicher sein, dass die über den WegweiserGrüneListe gefundenen Programme wissenschaftlich fundiert sind und Wirksamkeitsnachweise vorliegen.
  3. Bedarfsgerechte Programmauswahl: Die intuitive Suchmaske für Programme der Grünen Liste Prävention ermöglicht eine deutlich präzisere und bedarfsgerechtere Auswahl von Präventionsprogrammen. Dies ist besonders wertvoll für Fachkräfte, die bisher möglicherweise Schwierigkeiten hatten, aus der Vielzahl verfügbarer Programme die für ihren spezifischen Kontext am besten geeigneten zu identifizieren.
  4. Unterstützung bei der Implementierung: Der Bereich „Implementierung“ adressiert eine oft vernachlässigte, aber kritische Phase der Präventionsarbeit. Die bereitgestellten Materialien und Informationen können Fachkräften helfen, ausgewählte Programme strukturiert und nachhaltig umzusetzen, was die Erfolgsaussichten der Präventionsarbeit erhöht.
  5. Kontinuierliche Weiterbildung: Durch die Integration von Fort- und Weiterbildungsangeboten fördert der WegweiserGrüneListe die kontinuierliche Professionalisierung im Feld der Prävention. Fachkräfte können sich gezielt in relevanten Bereichen weiterbilden und so ihre Kompetenzen ausbauen.

Fazit

Der WegweiserGrüneListe stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Unterstützung evidenzbasierter Präventionsarbeit dar. Durch die Bündelung von Informationen, die nutzerorientierte Gestaltung und den Fokus auf alle Phasen des Präventionsprozesses adressiert das Portal zentrale Herausforderungen, mit denen Fachkräfte in der Praxis konfrontiert sind.

Für Fachkräfte in Prävention, Gesundheitsförderung und Sozialer Arbeit bietet der WegweiserGrüneListe Hilfestellung, Ihre Arbeit effizienter zu gestalten, die Qualität ihrer Interventionen zu verbessern und sich kontinuierlich weiterzubilden. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Werkzeug eine breite Nutzung in der Praxis findet und so zu einer Stärkung evidenzbasierter Prävention beiträgt.

Literaturverzeichnis

Tetzlaff, F., Bremer, K., Brender, R., & Groeger-Roth, F. (2024). Der WegweiserGrüneListe: Digitale Angebote neu gebündelt. Forum Kriminalprävention, 2/2024, 18-20.