EUPC – Europäisches Präventionscurriculum

Qualifizierungsprogramm für wirksame, ethische und nachhaltige Prävention mit Schwerpunkt Risikoverhaltensweisen

„Während die Präventionsforschung in den vergangenen 30 Jahren bedeutsame Fortschritte bezüglich des Wissens über wirksame praktische Maßnahmen und politische Interventionen gemacht hat, gibt es in der Praxis häufig noch einen großes Entwicklungspotenzial.“

Das Qualifizierungsprogramm für wirksame, ethische und nachhaltige Prävention

Das Europäische Präventionscurriculum (EUPC) verschafft einen umfassenden Überblick über mehr als 20 Jahre Forschung zum Thema Prävention und vermittelt die fachliche Kompetenz, um dieses Wissen in Kommunen und Organisationen in eine wirksame, ethisch fundierte und nachhaltige Präventionspraxis zu transformieren.

Entwicklung und Grundlagen

Das EUPC wurde von einem interdisziplinären Konsortium aus neun EU-Ländern im Rahmen des Projekts „UPC-adapt“ entwickelt und basiert auf den wichtigsten Ergebnissen international anerkannter Präventionscurricula und Standards (Universal Prevention Curriculum – UPC, International Standards on Drug Use Prevention und Europäische Qualitätsstandards zur Suchtprävention – EDPQS).

Zugänglichkeit und Verbreitung

Die Ergebnisse werden in Form eines Manuals und eines Qualifizerungsprogramms durch von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) anerkannten Partnern für die Praxis zugänglich gemacht.

Spezialisierungen: Psychoaktive Substanzen und Gewaltprävention

Im Jahr 2020 wurde das EUPC in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Forum für Kriminalprävention (DFK) in zwei Editionen differenziert. Die von der EMCDDA entwickelte Edition „Psychoaktive Substanzen“ widmet sich dem Thema evidenzbasierte Prävention und Gesundheitsförderung mit dem Schwerpunkt „Psychoaktive Substanzen“. Die vom DFK geförderte Edition „Gewalt“ hat hingegen den Schwerpunkt Gewaltprävention und Entwicklungsförderung.

Universelle Anwendung auf verschiedene Präventionsbereiche

Das Curriculum und die Weiterbildung sind so konzipiert, dass die darin enthaltenen Erkenntnisse und Instrumente universell auf weitere Präventionsbereiche (z.B. dissoziales Verhalten, Glücksspiel, übermäßige Mediennutzung usw.) angewendet werden können.

An wen richtet sich das EUPC?

Das EUPC wurde speziell entwickelt, um Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung sowie Meinungsmachern essentielles Präventionswissen über die effektivsten evidenzbasierten Präventionsmaßnahmen und -ansätze zu vermitteln. Zu dieser Gruppe gehören Präventionskoordinatoren, Präventionsspezialisten oder politische Entscheidungsträger, die für Prävention und Gesundheitsförderung verantwortlich sind. Diese Gruppe umfasst auch Praktiker, die einen gestaltenden Einfluss haben. Diese können sich auf Kommunal-, Regional- oder Länderebene befinden. Sie können Leiter von NGOs sein, die sich mit Prävention befassen, Präventionskoordinatoren in einer Regionalverwaltung, Beamte, die Strategien entwickeln und Präventionsmaßnahmen in einer Kommune etablieren, oder Interessenvertreter und Kommunalkoalitionen.

Bedeutung für Entscheidungsträger

Das EUPC hat einen besonderen Fokus auf diese Personengruppe, da sie eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung und Entwicklung von Präventionssystemen spielt. Diese verfügt möglicherweise bereits über einige Kenntnisse im Bereich der Prävention, und dieses Curriculum wird ihr Fachwissen vertiefen.

Das Qualifizierungsprogramm: Vermittlung des wichtigsten Präventionswissens

Die Verbreitung von Innovationen und wissenschaftsbasierten Ansätzen in den öffentlich finanzierten Präventionssystemen in Europa erfordert Veränderungen in der Entscheidungsfindung über Finanzierung und Prioritäten, einschließlich der Abschaffung populärer, aber wirkungsloser Ansätze. Es ist zunehmend akzeptiert, dass die Schulung von Entscheidungsträgern und Meinungsmachern vor oder neben der Weiterbildung von Fachkräften in der Praxis unerlässlich ist. Andernfalls könnten Versuche zur Innovation und Verbesserung der Präventionspraxis durch gut ausgebildete Mitarbeiter an vorderster Front, wie z.B. Lehrern, Gesundheitspädagogen oder Sozialpädagogen blockiert werden, da wissenschaftsbasierte Prävention oft als kontraintuitiv und herausfordernd für die etablierte Praxis angesehen wird.

Das EUPC Qualifizierungsprogramm wurde entwickelt, um das von dieser Gruppe benötigte Präventionswissen unter Berücksichtigung ihrer zeitlichen Eingeschränktheit zu vermitteln. Es gibt einen knappen, aber informativen und praktisch nützlichen Überblick über Themen wie: Ätiologie und Epidemiologie, Prävention in Lebenswelten (Settings), Verhältnisprävention, Evaluation und Monitoring, Öffentlichkeitsarbeit etc.

Inhalte des Curriculums

  • Grundlagen des präventiven Handelns und dessen wissenschaftlicher Fundierung;
  • Informationen zur fundierten Auswahl und Durchführung von Präventionsmaßnahmen;
  • Grundlagen der evidenzbasierten Prävention von Risikoverhaltensweisen an den Beispielen Sucht- und Gewaltprävention
  • Kenntnisse zur Koordination, Durchführung und Evaluation evidenzbasierter Präventionsmaßnahmen;
  • Grundsätze der wirksamen Prävention in den Settings Familie, Schule, Arbeitsplatz, Kommune und Medien;
  • Aspekte der effektiven Öffentlichkeitsarbeit im Dienste der Prävention (Advocacy).

Inhalte und Module der Weiterbildung

BasismodulBasismodul
Tag 1Tag 2
Einführung in das EUPC: Entstehungshintergrund, Trainingsziele und AnwendungskontexteEinführung in den Settingansatz am Beispiel schulischer, arbeitsplatzbezogener und familienbezogener Präventionsmaßnahmen
Epidemiologie, Substanzgebrauch und warum Prävention wichtig ist.Einführung in verhältnispräventive Ansätze und integrierte Strategien: Politische, kommunale und medienbasierte Präventionsanstätze
Einführung in Grundbegriffe der Prävention: Präventionsforschung, Evidenzbasiertes Handeln, Best Practice, Risiko- und Schutzfaktoren, Sozialisation, Ätiologiemodelle, PräventionstheorienGrundlagen der effektiven Öffentlichkeitsarbeit zur Stärkung der Prävention: Lobbyarbeit, Advocacy, Medienarbeit
Einführung in die „International Standards on Drug Use Prevention (UNODC)“ und die „Europäischen Qualitätsstandards zur Suchtprävention“ (EMCDDA)Einführung in effektives Monitoring und Evaluation als Instrumente der Qualitätssicherung und -entwicklung.
VertiefungsmodulVertiefungsmodulVertiefungsmodul
Tag 3Tag 4Tag 5
Entwicklungspsychologische Grundlagen, Sozialisation, Entwicklungsaufgaben; Menschliche Entwicklung und PräventionGründe für den Substanzkonsum am Arbeitsplatz; Ansatzpunkte für Prävention: Universelle, selektive und indizierte Präventionsmaßnahmen; Gesundheitsförderliche Unternehmensentwicklung; Advocacy für Prävention in UnternehmenVerhältnisprävention: Vertiefung der Grundlagen und rationale der Verhältnisprävention
Komponenten effektiver familienbasierter Präventionsmaßnahmen kennenlernen. Verstehen, wann familienbasierte Interventionen sinnvoll sind. Die Ansatzpunkte zur Prävention in Familien kennenlernen.Gesundheitsförderliche OrganisationsentwicklungVerhältnispräventive Maßnahmen: Regulatorische, ökonomische und physische Interventionen
Schule als Umfeld für Prävention: Ansatzpunkte und MaßnahmenAnwendungsbereich und Komponenten effektiver kommunaler Prävention; Zentrale Aspekte des Aufbaus von Strukturen der kommunalen Prävention; Die Anwendung von Registern evidenzbasierter PräventionsmaßnahmenDer ambivalente Einfluss von Medien auf Risikoverhaltensweisen und wie diese für Prävention genutzt werden können
Wirksame Prävention in den Settings Familie und Schule erkennen und Strategien zu deren systematischen FörderungStrategien zur wirksamen Öffentlichkeitsarbeit und Advocacy im kommunalen und beruflichen KontextTheorien der Verhaltensänderung und wie diese für die Entwicklung präventiver Medienkampagnen eingesetzt werden können

Lernziele des Qualifizierungsprogramms

  • Die Grundlagen der Epidemiologie am Beispiel der Themen „Jugendgewalt“ und „Psychoaktive Substanzen“.
  • Die Bedeutsamkeit von Prävention zur Verhinderung oder Abmilderung der mit Risikoverhaltensweisen verbundenen Morbidität und Mortalität;
  • einen Überblick über die wissenschaftlichen Grundlagen präventiven Handelns am Beispiel der Sucht- und Gewaltprävention zu gewinnen:
    1. Das Wer, Was, Wann, Wo und Wie des Substanzgebrauchs.
    2. Der Einfluss von individuellen und umweltbezogenen Faktoren auf das Risiko.
    3. Die Bedeutung von Verhaltens- und Entwicklungsfaktoren, sowohl für den gezielten Einsatz von Interventionen als auch für die Anpassung von Kommunikations- und Interventionsstrategien.
    4. Wie man empirisch begründete Theorien der Verhaltensänderung anwendet.
    5. Die besondere Rolle der Wissenschaft für das Verständnis, wie wirksame Interventionen „funktionieren“.
  • Die Hintergründe und Prinzipien von Qualitätsstandards.
  • Die Bedeutsamkeit einer genauen Umsetzung von Präventionsmaßnahmen sowie deren Sicherstellung durch Kontrolle und Evaluation.
  • Die wesentlichen Komponenten evidenzbasierten Handelns in Prävention und Politik für verschiedene Kontexte, wie Familie, Schule, Arbeitsplatz, Kommune, Umwelt und in den Medien.
  • Die Grundsätze wirksamer Advocacy für fundiertes präventives Handeln und effektive Öffentlichkeitsarbeit

Manual

Das Handbuch wurde mit dem Hauptziel entwickelt, als Referenzmaterial für das Qualifizierungsprogramm zum Europäischen Präventionscurriculum (EUPC) verwendet zu werden. Interessierten Lesern bietet es unabhängig davon eine allgemeine Einführung in die Präventionsforschung und insbesondere in wissenschaftsbasierte Interventionen.
Dieses Handbuch soll nur dann im Rahmen von Weiterbildungen oder anderen Bildungsveranstaltungen eingesetzt werden, wenn die hierzu notwendige Qualifizierung erfolgreich absolviert wurde.